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Wie man Chancen nutzt

14.12.2016
Bettina Augustin

Chancen liegen in der Zukunft, aber wir verlieren uns zu sehr in der Vergangenheit. Im Grunde eine einfache Erkenntnis. In diesem Spannungsfeld steht jeder Mensch. Das ist Teil unserer Existenz. Auf der einen Seite stehen die Erfahrungen, auf der anderen Seite alle neuen Gestaltungsoptionen. Stabilität, Werte, Verpflichtungen, Zugehörigkeit, Sicherheiten, Wissen, Gelerntes sind Errungenschaften, um die wir uns im Leben bemüht haben. Unsere Urteilsfähigkeit basiert auf diesen Erfahrungen, die wir letztlich auch zum Überleben dringend brauchen. Die Krux jedoch ist, dass uns diese Erfahrungen durchaus im Wege stehen können, wenn es darum geht, andersartige Probleme zu lösen oder Chancen zu nutzen. Erfahrungen formen sich leicht zu massiven Blockaden um – die sogenannten blinden Flecken.

Ein Beispiel: Zwei vollkommen unterschiedliche Persönlichkeitstypen stehen im Beruf in einer direkten Führungsbeziehung. Der Chef ist geprägt von einer Reihe von Enttäuschungen in der Vergangenheit und beschreibt sich daraus resultierend selbst als grundsätzlich misstrauischen Menschen, womit er auch seinen stark kontrollierenden Führungsstil rechtfertigt. Aus seiner Erfahrung heraus gilt die Grundüberzeugung: Traue niemals einem Menschen, ehe er bewiesen hat, dass ich mich auf ihn verlassen kann.

Es ist unschwer zu erraten, dass diese Grundeinstellung auf Widerstand stoßen kann. Nämlich bei eben diesem Mitarbeiter, der es in seinem vorigen Unternehmen gewohnt war, völlig unbeaufsichtigt zu sein und zu tun, was er für richtig hielt. Seine Anerkennung zog er sich aus den guten Beziehungen zu seinen Kollegen und Mitarbeitern. Leistung stand hier keineswegs im Vordergrund, wurde auch nicht gemessen oder transparent gemacht. Hinzu kommt, dass dieser Mitarbeiter eine Neigung hat, sich in schwierigen Situationen als Opfer zu sehen.

Grundhaltungen überprüfen

Wenn nun beide Persönlichkeiten aufeinandertreffen und gemeinsame Ziele erreichen sollen, sind Reibungen und Konflikte vorprogrammiert. Wenn keiner von beiden die eigenen Grundhaltungen überprüft und die Auswirkungen und den Einfluss auf die aktuelle Situation erkennt, nimmt die Dramaturgie des Konflikts ihren Lauf. Die jeweiligen Muster werden gegenseitig noch genährt und die Verhaltensweisen eskalieren zunehmend. Der Chef wird noch misstrauischer und kontrolliert mehr und mehr, während sich der Mitarbeiter immer unwohler fühlt und weiter in der Opferrolle bleibt, immer demotivierter wird und mehr Fehler macht. Darüber hinaus erwartet er von seinem Chef, die Situation zu heilen, dass dieser sich zu ändern habe. Weil das selbstredend nicht funktioniert, wird abgerechnet. Keiner gibt dem anderen eine Chance. Es werden Allianzen mit anderen Kollegen gebildet, die die eigenen Meinungen unterstützen.

Genauso ist es umgekehrt, der Mitarbeiter wird als völlig unfähig abgestempelt, jeder noch so kleinste Fehler, jedes geringste Versäumnis wird bilanziert. Noch mehr Druck wird aufgebaut. Und insgesamt wird von beiden Seiten das Resümee gezogen: Wir passen einfach nicht zusammen. Ein schmerzvolles Ende, das alle Chancen ungenutzt ließ.

Neue Herausforderungen erkennen

Chancen können wir dann nutzen, wenn die eigenen Verhaltensweisen überprüft und reflektiert werden. Stimmen meine Glaubensmuster auch in dieser neuartigen Situation? Kann ich meine Erfahrungen aus der Vergangenheit tatsächlich auf alle Herausforderungen der Zukunft übertragen? Was ist mein Anteil, der möglicherweise die Schwächen im anderen provoziert und verstärkt.

Eine schwierige Situation, ein Konflikt, ein Krise oder sogar eine Krankheit, können immer auch eine Chance sein, eine Botschaft an mich selbst, alte Glaubensmuster oder Denkgewohnheiten zu überprüfen und umzuschreiben, wenn sie in einer neuen Situation nicht mehr tragen. Dazu ist es notwendig, einen Schritt von sich selbst zurückzutreten, sich mehr von außen zu betrachten, Feedback einzuholen von Menschen, die einen gut kennen und ehrlich sind. Vor dem Hintergrund dieser Selbstreflexion kann man dann auch leichter neue Lösungen und Veränderungen zulassen.    

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