stairMagazin

ausgabe #014

Soziale Verantwortung

Jackpot
Menschlichkeit

Soziale Verantwortung ist in und für Unternehmen weit mehr als eine bloße Marketingstrategie, die das Image eines Unternehmens aufwerten will.
Soziale Verantwortung findet bereits im Kleinen, im Zwischenmenschlichen statt. Ihre Bedeutung und ihr Mehrwert werden enorm unterschätzt, nicht nur von Unternehmenslenkern, auch von Mitarbeitern.
In gestressten Unternehmen ist dieses Bewusstseinsleck ausschlaggebend für ausbleibenden oder zu geringen Erfolg. Erst wenn der Mensch als Mensch, als Entwicklungswesen, lernen und agieren kann und auch als solches wahr­genommen wird, kann auch ein Unternehmen wachsen.

Fragen aus dem stairAlltag

Angst frisst Seele auf

Weshalb sind soziale Kompetenzen für die Leistungserbringung überhaupt wichtig? Wir müssen doch unsere technischen Probleme lösen!

stairconsult: Es geht um die soziale Verantwortung. Diese hat viele Ebenen und bedeutet ganz grob gesagt, weg von der rein firmenzentrierten, formalisierenden und rein sachbezogenen Blickweise zu einer Verantwortungsethik zu gelangen, die den vor, den hinter mir und den mit mir berücksichtigt. Unternehmen – und damit die Unternehmer – haben Verantwortung für ihren Lieferanten und Kunden und insbesondere für ihre Mitarbeiter. Darüber hinaus natürlich im erweiterten Sinn auch für die gesamte globale Entwicklung. Wenn alle gesund sind, geht es auch dem Unternehmen besser.

Leider sieht das in der Realität ganz anders aus. Der Lieferant wird gegängelt, auch oft in der Kommunikation von oben herab behandelt, die Mitarbeiter zu Marionetten entmenschlicht. Die normalen Anstandsformen werden vielfach vergessen. Noch immer dominieren in Deutschland Führungsstile, die den Mitarbeiter nicht als autonome, selbstbestimmte Person wahrnehmen. Das schadet natürlich den Betroffenen. Sie machen Dienst nach Vorschrift, werden oder machen krank und das wirkt sich ganz unmittelbar auf die Wertschöpfung aus.

Es besteht aber doch ein Vertrag mit den Mitarbeitern, dass sie bestimmte Funktionen erfüllen, also in unserem Sinn funktionieren müssen. Dafür werden sie bezahlt. Kann man da Leistung nicht erwarten?

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Interview

Von der Pflicht zu helfen

Gerd Friedsam

Vizepräsident Technisches Hilfswerk THW

Gerd Friedsam

Gerd Friedsam ist Vizepräsident des THW mit über 80.000 ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitarbeitern. Er ist seit mehr als 30 Jahren Mitglied im THW. Seine Karriere begann in den Landesverbänden Hessen und Baden-Württemberg. Später wurde er Referatsleiter und Leiter des Leitungsstabes des THW.
Gerd Friedsam war vertretungsweise Landesbeauftragter für Nordrhein-Westfalen. Seit 1988 ist Friedsam auch ehrenamtlich im THW aktiv.

stairconsult: Ohne dass dies geplant war, gibt es für dieses Gespräch bedauerlicherweise einen aktuellen Anlass. Wieder einmal haben wir hier in Deutschland eine Unwetterkatastrophe. Auch hier vor unseren Augen ist der Rhein fast schon über die Ufer getreten. Audi musste in Neckarsulm das Produktionswerk wegen des Wetterchaos stilllegen. Musste das THW Katastrophenhilfe leisten?

Gerd Friedsam: Ja natürlich! Seit Sommerbeginn haben 7700 Einsatzkräfte des THW gegen die Auswirkungen der Starkregenfälle in Deutschland gekämpft. Als Bundesorganisation standen wir dabei an der Seite der Feuerwehren, Sanitätsorganisationen oder auch der Polizei. Bei solchen Gefahrensituationen kommt es letztlich immer auf die gute Zusammenarbeit all derer an, die bei der Gefahrenabwehr Hilfe leisten können.

Nicht nur im Katastrophenfall kann dank verschiedener Spezialfähigkeiten schnelle und zielgenaue Hilfe für die Betroffenen sichergestellt werden. Das THW kann hier neben dem Räumen oder Pumpen auch mit besonderen Fähigkeiten unterstützen, wie mit dem Bau von Brücken, der Stromversorgung oder auch dem Herstellen und Verteilen von Trinkwasser.

In Deutschland ist dabei der Mix aus ehrenamtlichen und hauptamtlichen Strukturen eine Besonderheit. Er stellt ein starkes Netz zum Schutz der Bevölkerung und Infrastruktur dar. Die Menschen, die sich in diesem Kontext ehrenamtlich engagieren, tragen wesentlich dazu bei, dass dieses Netz tragfähig ist. Wir können wirklich froh sein, dass wir ein solches ehrenamtlich getragenes Gefahrenabwehrsystem in Deutschland haben. Das gibt es in dieser Ausprägung in keinem anderen Land dieser Welt.

So, wie Sie das beschreiben, scheint das selbstverständlich zu sein. Wir gehen mit großer Selbstverständlichkeit davon aus, dass alles ineinandergreift und funktioniert und vor allem, dass sofort reagiert werden kann. Waren denn auch Mitarbeiter von Audi bei der Hilfsaktion dabei?

Gerd Friedsam: Ja, sicherlich. Audi ist ein großer Arbeitgeber. Man kann davon ausgehen, dass bei Audi mehr als 1000 Menschen ehrenamtlich engagiert sind, sei es bei der Feuerwehr, beim THW oder beim DRK. Menschen, die sich für die Gemeinschaft engagieren, findet man fast überall. So sind beispielsweise alleine 800 unserer ehrenamtlichen Kräfte im Beruf Mitarbeiter der Deutschen Bahn. Tausende andere Helferinnen und Helfer stammen aus Klein- oder Kleinstbetrieben.

Wir gehen davon aus, dass das alles normal ist. Wie sieht es in den Unternehmen aus? Entstehen da nicht auch Konflikte durch die ehrenamtlichen Belastungen der Mitarbeiter.

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