stairMagazin

ausgabe #006

Nachhaltigkeit

Über die Zähmung des Widerstands

Es spielt fast schon keine Rolle mehr, welche der Begriffe man bemüht, ohne darauf mit einem ermüdeten Gähnen zu reagieren: Nachhaltigkeit, Spitzenleistung, Konsequenz. Alles Begriffe, die in Wirtschaft, Politik, Ökologie etc. pausenlos wiederholt werden. Und dennoch scheinen diese Begriffe eben oftmals nur als Worte oder auf dem Papier zu existieren. Warum haben wir es so schwer, diesen Themen Leben einzuhauchen, sie umzusetzen, für unsere Ideale, unseren Anspruch eine Entsprechung im Hier und Jetzt zu finden?

Allein darüber ließen sich dicke Bücher schreiben. Wir wollen Sie allerdings ermutigen, die Gestaltungsspielräume zu erkennen, die in Ihrem eigenen Unternehmen ganz real vorhanden sind. Wenn Sie wollen. Also erst einmal eine Frage an Sie: Wollen Sie die Existenz Ihres Unternehmens auch für die Zukunft und die nächsten Generationen sichern, weil Ihnen der Sinn und die Menschen am Herzen liegen? Dann sichern Sie die Entwicklung des Unternehmens für den Kunden, der das Produkt braucht, aber vor allem auch als Ort, in dem sich der Mensch entwickeln kann. Unzufriedene Menschen erzeugen ein schlechtes Ergebnis, in jeder Hinsicht. Hier nun Fragen aus dem stairconsult-Alltag in Bezug auf Nachhaltigkeit, Konsequenz und Menschlichkeit.

Fragen aus dem stairAlltag

Wenn die Zeit still steht

Wir nehmen uns immer wieder viel vor, was wir ändern wollen, doch der Alltag frisst uns auf. Wie kommen wir weiter?

stairconsult: Wenn man sich im Kreis dreht, ist es, wie wenn die Zeit still stehen würde. Wir gehen an einem Punkt los, vielleicht sogar mit viel Elan, Energie und Anstrengung, sind bereit, Ressourcen dafür einzusetzen, aber kommen genau an dem Punkt wieder an, wo wir losgelaufen sind. Vielleicht kennen Sie den berühmten Filmklassiker »Und täglich grüßt das Murmeltier«. Er beschreibt in einzigartiger Weise das, worum es in vielen Unternehmen geht. Wir haben ein Problem, das sich immerzu wiederholt. Wir entscheiden, daran zu arbeiten, allerdings oftmals erst dann, wenn die Probleme bereits stark eskaliert sind. Dann geht es ans Feuerlöschen. Darin sind wir gut. Wir lösen die Probleme oft genau aus den Gewohnheiten und Mustern heraus, aus denen sie entstanden sind. Und dann stehen wir wieder am Anfang. Es ist das Schwerste, die eigenen Muster erst einmal zu erkennen und dann aufzugeben. Dummerweise sind die Muster, die wir gar nicht mehr haben wollen, am nachhaltigsten. Das Neue muss man erst mühsam stabilisieren. Dazu braucht es Wiederholung.

Es gibt tausend Gründe, weshalb im Moment etwas anderes wichtiger ist, als beispielsweise ganz konsequent die strategischen Ziele nachzuhalten. Weshalb fällt uns das so schwer?

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Interview

Niederlagen können heilsam sein

Wolfang Maier

Sportdirektor DSV Ski Alpin

Wolfang Maier

Seit 2006 ist der frühere Frauen-Cheftrainer Wolfgang Maier Alpindirektor im Deutschen Skiverband (DSV). Unter seiner Regie feierten vor allem die Damen große Erfolge bei
Weltmeisterschaften und den Olympischen Spielen. Aber auch im Herrensektor hat Wolfgang Maier einiges bewegt. Mit einem gut ausgewählten und eingespielten Trainerteam
will er die DSV-Athleten auch in diesem Jahr zu Erfolgen führen. Das Fernziel sind jedoch die Olym­pischen Spiele 2014 in Sochi.

stairconsult: Seit wann sind Skifahren und Schnellsein schon Deine Passion?

Wolfgang Maier: Schon seit der Kindheit. Skifahren war neben Fußball­ spielen immer mein großes Hobby.

Da hast Du Dich also entschieden, Dich ganz grundsätzlich und für immer dem Thema Zeit zu widmen. Wie stark hat Dich das geprägt?

Die messbare Zeit habe ich in meiner Jugend und in meiner Anfangszeit als Trainer völlig ignoriert. Für mich waren zuerst ganz andere Ziele entscheidend. Ziele, wie zum Beispiel die Entwicklung der sportlichen Leistungsfähigkeit eines Menschen. Also, wie kann ich Einfluss nehmen, damit jemand stärker, schneller, geschmeidiger und beweglicher wird. Die messbare Zeit kam erst später ins Spiel. Zeit ist für den Rennfahrer der entscheidende und unbestechlichste Faktor. An diesem Ergebnis wird er bewertet. Zeit ist natürlich etwas, was die Karriere des Skirennfahrers bestimmt. Auch Zeit im Sinne von Periodisierung von Trainingstagesabläufen oder der Dis­ziplinierung, in einem bestimmten Zeitraum bestimmte Dinge abzuleisten. Deswegen hat das Thema Zeit in Bezug auf sportliche Leistung einen immer größeren Stellenwert bekommen. Wenn die Läufer im Rennen gute Zeiten gefahren sind, wurde daraus geschlossen: Der Läufer muss einen guten Trainer haben. Die Qualitäten eines guten Trainers sind jedoch deutlich vielschichtiger. Die gemessene Zeit ist nur der letzte sichtbare Teil eines langen Ausbildungsprozesses.

Wie stehen die beiden Qualitäten quantitative, also messbare Zeit, und qualitative Zeit in Bezug zueinander?

Für jemanden, der nur das Endprodukt sieht, ist es wahrscheinlich ganz simpel. Er sagt: Der Sportler ist jetzt im Altersabschnitt von 22 bis 28 Jahren, also im Zenit seiner Leistungsfähigkeit. Da ist er am schnellsten. Für den, der die Zeit über einen langen Prozess managen muss, ist die Sache wesentlich komplizierter. Die messbare Zeit, die ein Sportler erreicht, resultiert aus vielen Faktoren, aus seiner körperlichen Entwicklung, aus seiner geistigen Anpassungsfähigkeit, sowie aus seinem persönlichen Verständnis für technische Lösungen von Bewegungsaufgaben. Und in einem Sport wie Ski Alpin spielt natürlich auch das Material eine große Rolle.

Welcher Faktor ist der wichtigste?

Es geht um Synergien von bestimmten Fertigkeiten und deren Qualitäten. Es nehmen sehr viele Faktoren Einfluss auf die quantitative Zeit. Zeit ist nicht nur das Produkt eines bestimmten Bewegungsablaufes in einem begrenzten Raum. Auch Lebensabschnitte, Tagesabläufe oder die Gesamtheit einer Entwicklung werden durch die Zeit geprägt. Es ist kompliziert, dies greifbar zu machen und die daraus geforderten Ansprüche an die Sportler in die richtige Relation zum Ergebnis zu setzen.

Warum ist schneller denn eigentlich immer besser?

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